„Erkenne den Entrepreneur oder die Entrepreneurin in Dir – unternehmerisches Selbstbewusstsein als innere Haltung“
KreativLab #5 im Kulturzentrum Kloster Malchow , Kloster 32-34, 17213 Malchow, 26.4.2017, 16 – 21 Uhr
„Heute stehen uns die Mittel zur Verfügung, selbst die bessere Ökonomie zu starten. Kopf ist heute wichtiger als Kapital.“
Günter Faltin, Stiftung Entrepreneurship
Dieses Credo des Stiftungsgründers Günter Faltin stand im Mittelpunkt unseres Kreativlabs#5 im Kulturzentrum Kloster Malchow.
Unsere Ausgangsthese: „Künstler sind die besseren Unternehmer!“ Warum? Kreative sind erfinderisch (Innovationen!), sie sind wagemutig (folgen ihrer inneren Stimme!) und sie sind Eroberer (Neuland!).
Hier findet Ihr die Dokumentation zum Download
Ortserkundung
Zum Auftakt erkundeten wir das Kloster Malchow, ein teilsanierter Komplex in fantastischer Seelage. Wir danken dem Kulturverein Kloster Malchow für die Gastfreundschaft und Kathleen Stutz für die wunderbare Betreuung vor Ort!
Im renovierten Mittelflügel ist ein Museum regionaler Künstler untergebracht, im unsanierten Seitenflügel haben zwei Künstler ihre Galerien, Wohnungen und Ateliers: die Malerin Karin Voelsch und der Bildhauer und Schmuck-Designer Michael Voss. Sofort kam eine Gentrifizierungsdebatte auf: Werden die Künstler im zukünftigen Nutzungskonzept mit Tourismus und Gastronomie ausreichend berücksichtigt? Oder führt die Sanierung zu so hohen Mieten, dass die Künstler verdrängt werden? Immerhin haben sie durch ihre langjährige Präsenz dazu beigetragen, den Ort attraktiver werden zu lassen. Wir hoffen, dass ein Kompromiss gefunden werden kann. Unser Projekt „Schule der Landentwicklung“ in Kooperation mit der Uni Rostock bietet Kommunen und Künstlern Beratungen in solchen Fällen an. http://schule-landentwicklung-mv.de/ Projektleiter Henning Bombeck, Professor Siedlungsgestaltung und ländliche Bauwerke, freut sich auf Herausforderungen von Kreativen im ländlichen Raum!
Atelier Karin Voelsch im Kloster Malchow
Galerie Michael Voss im Kloster Malchow
„Diese Energie für das eigene Vorhaben erfuhr ich bei all den Teilnehmern gestern, das machte die Veranstaltung so lebendig.“
Michael Voss, Designer
Impulsvortrag „Erkenne den Entrepreneur in Dir“
Als Entrepreneurship-Experten zu Gast beim KreativLab waren Johanna Richter und Simon Jochim von der Stiftung Entrepreneurship Berlin : „Wahre Entdeckungen bestehen nicht darin, neue Gebiete zu finden, sondern mit neuen Augen zu sehen“, stellten sie ihrem Impulsreferat frei nach Marcel Proust voran. Will sagen: aus einem Perspektivwechsel kann oft eine geniale Geschäftsidee wachsen.
„Eigentlich sind alle Unternehmer Künstler, denn sie finden etwas Neues. Dann muss die Gründungsidee wachsen. Ein Unternehmer sollte mehr am Unternehmen arbeiten als im Unternehmen. Viele glauben, selbständig zu sein heiße, ständig alles selbst zu machen. Das bedeutet in der Konsequenz aber, dass der Gründer für sein eigentliches Unternehmenskonzept zu wenig Zeit hat. Es kommt nicht darauf an, alles richtig zu machen – sondern das Richtige zu tun.“
Johanna Richter, Stiftung Entrepreneuship
Oft wächst aus der Krise etwas Neues, indem Schwächen in Stärken verwandelt werden. Gerade in heutiger Zeit lässt sich beobachten: Viele großen Tanker der Wirtschaft geraten ins Strudeln, während kleine, wendige Unternehmen sich schneller auf den Wandel einstellen können.
Ein wichtiger Tipp gerade für kreative GründerInnen: nicht immer das Rad neu erfinden, sondern auch an Mehrfachnutzung seiner Produkte, Räume und Kompetenzen denken. So könnte das Kloster Malchow ja nicht nur Museum, Galerie, Atelier, Café oder Hotel werden, sondern auch eine fantastische Film-Location!?
Hier findet Ihr den Impulsvortrag von Johanna Richter und Simon Jochim
Simon Jochim, Stiftung Entrepreneurship
Pitches der Teilnehmenden
In einer Runde Speed-Pitching stellten die Teilnehmenden in Kürze ihre Gründungs- und Projektideen vor: Wie bringe ich meine Idee in 1 Minute so auf den Punkt, dass sie für andere sofort verständlich ist? Welche Fragen stellen sich für jemanden, der zum ersten Mal von der Idee erfährt?
Into the Woods | Johanna de Vos
Anschließend vertieften wir im Workshop einige der Geschäftsideen. Das Unternehmen Jakob&Johanna aus Krümmel, einem kleinen Ort im Süden des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte hat die Mehrfachnutzung ihrer Kompetenzen und Räume perfektioniert. Jakob ist Förster im Müritz Nationalpark, Johanna Designerin, die sich auf heimische Hölzer spezialisiert hat. Johanna de Vos stellte nun ihre neue Geschäftsidee vor: Into the Wood, einen Workshop für Stadtflüchtlinge, mit Waldexkursion, Feuer machen, Baumfällen und Bogenschießen. Wenn das nichts für gestresste Großstädter ist – oder sogar Firmen-Incentives, bei denen die Mitarbeiter mal auf ganz neue Ideen kommen!? Eine kurzer Markttest ergab: ALLE Lab-Teilnehmer wären potentielle Kunden. Also: Nicht nur an Berliner Gäste denken, sondern auch an die unmittelbaren Nachbarn!
Ein Tag im Wald. Die Natur erleben. Ärmel hochkrempeln und gut essen. Das ist into the wood. (Foto: Christin Drühl)
Wunderbare Freude aus Metall | Silvia Loebjinski
Eine verblüffende Geschäftsidee stellte Silvia Loebjinski aus Garlin an der brandenburgisch-mecklenburgischen Grenze vor. Silvia ist gelernte Zahntechnikerin und nutzt ihre Materialien nun für ein neues Konzept von Schmuckdesign: Schmuck-Unikate, die den Träger/Auftraggeber auf psychologisch raffinierte Art portraitieren. „Wunderbare Freude aus Metall“ nennt sie ihr Konzept, eine Art metaphorische Psychoanalyse – ihre Produkte haben sprechende Namen wie „das Muttertier“ oder „Mr.Halsschlagader“. Überflüssig zu sagen, dass alle Teilnehmer hingerissen waren von dieser doppelbödigen Raffinesse. Und die Mehrfachnutzung? Die Runde schlug vor: Workshops in Kooperation mit Kunsttherapeuten! So können die Patienten Psychotherapie und kreative Gestaltung verbinden.
„Ich möchte mich für die schönen Impulse in Malchow bedanken. Mit dem gesammelten Zuspruch habe ich mich an meine Webseite gemacht. Der nächste Schritt ist getan.“
Silvia Loebjinski, Schmuckdesignerin
Zahntechnikerin und Schmuckdesignerin Silvia Loebjinski mit Workshopleiter Simon Jochim
Social Media auf den Punkt |Judith Kenk
Bekanntlich ist ein Markenzeichen der Kreativen, dass sie sich sehr stark mit ihrem Tun identifizieren. Beruf ist Berufung! Judith Kenk aus Malchow verriet, wie aus einer persönlichen Vorliebe für Punkt-Design ihre Geschäftsidee wurde: Social Media auf den Punkt! Die Social Media Beraterin erklärte, warum sie bei ihren Kunden mit griffigem Storytelling in den Sozialen Medien… nun ja, punkten kann. Das Geschichtenerzählen ist ihre Passion. Und so schnell wurde noch keine Lab-Idee in die Tat umgesetzt: Judiths Netzwerk-Blog mutierte in wenigen Tagen zur Gründung eines neuen lokalen Kreativ-Netzwerks in Malchow, das bereits am 30.5. im Malchower Rathaus Premiere feierte. Wir gratulieren und freuen uns, dass unser KreativLab so schnell Früchte trägt!!
Hier geht’s zum Netzwerkblog
Hier findet Ihr Judiths Präsentation
„An diesem Abend im Kloster Malchow ist viel entstanden: Dinge, die Zeit brauchen und Dinge, die sofort umsetzbar sind. In jedem Fall hat die faszinierende Philosophie des Entrepreneurships neue Anhänger gefunden. Das KreativLab verlässt übliche Konventionen und bereichert sich selbst und die Teilnehmer.“ Das Fazit der Gründerin: „Das KreativLab funktioniert, weil hier Kreative, Gründer und Akteure der Wirtschaft nicht gegensätzlich denken, sondern sich ergänzen. Jeder kann vom Anderen lernen und diese Erkenntnis ist ein echter Gewinn.“
Judith Kenk, Social Media Beraterin
Judith Kenk (Mitte) mit WorkshopleiterIn Johanna Richter und Simon Jochim
Unser Fazit:
Enthusiasmus, Durchhaltevermögen und Mut machen einen guten Unternehmer, eine gute Unternehmerin aus. Und ja, Kreative sind oft die besseren Unternehmer. Dass viele Kreative dabei nicht nur an ihre eigenen Umsätze denken, sondern mehr am gesellschaftlichen Mehrwert interessiert sind, macht sie gerade zu besonders wertvollen Unternehmern. Denn: der Perspektivwechsel ist längst im Gang. Wirtschaftskreisläufe werden heute zunehmend in gesamtgesellschaftlichen Kontexten interpretiert, betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind ohne die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung – Kosten und Nutzen für die Gesellschaft – nur wenig aussagekräftig. Künstler und Kreative gestalten diesen Paradigmenwechsel entscheidend mit, wenn sie ihre kreativen Kompetenzen unternehmerisch einsetzen!
„Die wirtschaftliche und kulturelle Weiterentwicklung der Gesellschaft ist auch auf unternehmerische Initiativen angewiesen. Insbesondere solche, die nicht ständig nur neue Bedürfnisse herauskitzeln, sondern auf vorhandene Probleme mit ökonomischer, sozialer aber auch künstlerischer Phantasie antworten:
Entrepreneurship als offenes, schöpferisches Handeln. “
www.entrepreneurship.de
Berichte
Bericht über das KreativLab auf alles-mv
Slideshow von Judith Kenk über das KreativLab
Die KreativLabs finden im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit statt und werden von der Kreative MV – dem Netzwerk für Kultur- und Kreativwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern – durchgeführt. Wir danken dem Kulturzentrum Kloster Malchow für die Unterstützung vor Ort.
KreativLabs sind branchenübergreifende Events, die die unternehmerische Qualifizierung stärken, inspirierende Kreativ-Orte in ganz Mecklenburg-Vorpommern entdecken und Kreativschaffende zu Erfahrungsaustausch und Kooperationen anregen.
KreativLabs vernetzen kreative Akteure und UnternehmerInnen mit Kommunen, Förderern, Verbänden und Kammern. Kreativlabs weiten Horizonte: durch Impulsvorträge, kollegiale Beratung, Ideen-Pitches, Feedback und Austausch beim Buffet.
Kreative MV: Jetzt Mitglied werden und das Kreativland MV gemeinsam stärken!
Die Kreative MV bietet Netzwerkmitgliedern und Förderern ein umfangreiches Jahresprogramm mit Fortbildung, Vernetzung und aktuellen Brancheninformationen.
Fragen und Anregungen?
Kontakt: Corinna Hesse, kontakt@kreative-mv.de
Foto: Kulturzentrum Kloster Malchow